Community-Talk
ZWISCHEN APPLAUS UND BEDENKEN!
MAROKKO UND DIE EU IN DER MIGRATIONSSTEUERUNG - VORZEIGEBEISPIEL ODER STOLPERFALLE?
Online, per zoom
Vor wenigen Monaten führte Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Marokko bilaterale Gespräche über die Vertiefung der deutsch-marokkanischen Partnerschaft und unterzeichnete eine entsprechende Absichtserklärung in Rabat. Im Zentrum dieser Absichtserklärung steht ein Migrationsabkommen, mit dem nicht nur abgelehnte Asylbewerber zurückkehren sollen, sondern auch die Migration über das Mittelmeer insgesamt eingeschränkt werden soll. Dieses Vorhaben ist durchaus umstritten, da viele Kritiker Europa vorwerfen, seit längerem nach Partnern in Nordafrika zu suchen, die bereit sind, Aufnahmezentren für Asylbewerber auf ihrem Staatsgebiet zu eröffnen, um künftige Asylverfahren nicht mehr auf europäischem Boden prüfen zu müssen. Andere befürchten sogar, dass Marokko zum Empfängerland für abgelehnte Asylsuchende aus dem afrikanischen Kontinent werden könnte.
Nun befürchten viele, dass Marokko möglicherweise die Rolle eines "Grenzpolizisten" übernehmen könnte und sich selbst womöglich in Bedrängnis bringt. Zwar macht das aufstrebende Land in den letzten Jahren mit politischen und wirtschaftlichen Erfolgen von sich reden, doch bei weitem sind seine gesellschaftlichen Systeme nicht darauf ausgerichtet, ein Aufnahmeland für Migrationsbewegungen zu sein. Das Land kämpft selbst mit hoher Jugendarbeitslosigkeit, Abwanderung von Fachkräften und einer großen Kluft zwischen reichen und armen Bevölkerungsgruppen.
Unsere bevorstehende Community-Talk-Veranstaltung möchte sich diesen Themen widmen. Wir möchten mit Euch und unseren Gästen über die möglichen Herausforderungen und Chancen einer deutsch-marokkanischen Partnerschaft sprechen. Welche Rolle könnte Marokko in der europäischen Migrationspolitik spielen, und wie könnten sich die Entwicklungen auf politischer und wirtschaftlicher Ebene gestalten? Eure Perspektiven und Fragen sind wichtig, um gemeinsam zu einer umfassenden Diskussion beizutragen. Lasst uns gemeinsam den Blick auf die aktuellen Entwicklungen richten und die verschiedenen Facetten dieses brisanten Themas beleuchten.
EINFÜHRENDER BEITRAG
Fatima-Zahra Gassa, Nachwuchswissenschaftlerin an der Vrije Universität in Amsterdam leitet mit eine einem Beitrag die Debatte ein:
Im Mittelpunkt Ihres Beitrages steht die Vorstellung verschiedener Kooperationsformen, die Marokko im Rahmen der sogenannten „strategischen Partnerschaft“ mit der EU verfolgt. Besonderes Augenmerk legen wir dabei auf die beabsichtigte Zusammenarbeit zur Steuerung der Migrationsbewegungen aus der Sahelzone und Mittelafrika sowie darauf, wie diese in die Durchsetzung der jeweiligen nationalen Interessen eingebettet ist. Dabei wird auch das Phänomen des „Issue Linkage“ behandelt, bei dem die eigentlichen Herausforderungen nicht selten regierungspolitischen Zielsetzungen untergeordnet werden.
DISKUSSIONSRUNDE
Unsere Diskussion zielt darauf ab, konkrete Erfolge und Fortschritte in der Migrationssteuerung zwischen Marokko und der EU zu bewerten, kritische Perspektiven und Bedenken zu identifizieren und zu analysieren. Hierbei stehen Themen wie Migrationskontrolle und Menschenrechte, politische Differenzen im Kontext der Sahara-Frage sowie wirtschaftliche Auswirkungen und soziale Herausforderungen im Fokus.
Darüber hinaus möchten wir mögliche Stolpersteine und potenzielle Probleme in der Zusammenarbeit beleuchten und gleichzeitig Best Practices sowie Erfolgsfaktoren hervorheben. Dabei werden Bereiche identifiziert, in denen Marokko als "Musterschüler" agiert und erfolgreiche Praktiken in der Kooperation mit der EU analysiert.
UNSERE GÄSTE
- Sanae Abdi
ist Mitglied des 20. Bundestags, Obfrau des Ausschusses für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie stellvertretende Vorsitzende der Parlamentariergruppe Maghreb-Staaten. Sanae Abdi ist die erste Bundestags-abgeordnete mit marokkanischen Wurzeln.
- Dr. des. Laura Lambert
ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leuphana Universität Lüneburg. Sie beschäftigt sich interdisziplinär mit der Umgestaltung der europäischen Migrationskontrolle, insbesondere in Bezug auf die Kooperation mit afrikanischen Drittstaaten. Im Bereich "future-making" beschäftigt sich Frau Lambert mit der Gestaltung zukünftiger Entwicklungen im Kontext von Migration und Asyl.
- Fatima-Zahra Gassa
M.A. absolviert ihren Master an der niderländischen Vrije Universiteit in Amsterdam mit Schwerpunkt auf internationalen Beziehungen, globaler Ordnung und Sicherheit. Ihre kritische Forschung konzentriert sich besonders auf das Migrationsmanagement zwischen Marokko und der Europäischen Union.
Moderation
- Samy Charchira
ist Diplom Sozialpädagoge und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Osnabrück. Er arbeitet und forscht zu Fragen der Migration und Integration und ist Ratsherr der Landeshauptstadt Düseldorf.
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